Rosshaar, ist nicht gleich Rosshaar.

Rosshaar

Zusammenfassung

Als eines der ältesten Polstermaterialien zählt Rosshaar und ist die Bezeichnung von Mähnen-, Schweifhaaren eines Pferdes. Beliebt ist dieses Material vor allem wegen der Luftdurchlässigkeit und da es kaum Wärme aufnimmt und somit die Temperatur stets optimal reguliert.

Schon seit über 200 Jahren wird Rosshaar zur Herstellung für Perücken oder zur Polster- und Matratzenverarbeitung verwendet. Nachdem das vielseitige Haar lange Zeit durch Schaumstoff ersetzt wurde, wird es wieder vermehrt als Füllmaterial für Matratzen und Rosshaar-Topper verwendet.

–> Rosshaar-Topper

Ein wichtiger und überaus positiver Aspekt ist die Nachhaltigkeit dieses Rohstoffes, welches hauptsächlich aus Europa, Südamerika, Australien und China kommt. Das gesammelte Haar wird zusammengedreht und mit Dampf behandelt, damit es eine Spiralform wie eine Feder annimmt, um so eine hervorragende Sprungkraft zu gewährleisten und ist somit ideal als Füllmaterial geeignet.

Dabei gilt, je länger und drahtiger das Haar, desto wertvoller. Doch sind dies nicht die einzigen Qualitätsunterschiede. Während das weiße Schweifhaar als das wertvollste Rosshaar gilt, spricht man beim gemischten Haar, bei dem Rosshaar mit Pflanzenfasern gemischt werden, von günstigstem Material.

Während Rosshaar größtenteils als Füllmaterial verwendet wird, werden die weißen Schweifhaare lediglich als Material für die Bögen der Streichinstrumente benutzt.

Was ist Rosshaar?  – Pferdehaar und weitere Tierhaare

Das Naturprodukt Rosshaar gehört mit Federn und Schurwolle zu den ältesten Polstermaterialien.

Als Rosshaar werden die Mähnenhaare, Schweifhaare und die kurzen Körperhaare der Pferde bezeichnet, als Überbegriff sind damit auch die Haare von Ochsen, Kühen, Schweinen und Ziegen. Je nach Qualität werden die verschiedenen Haare vermischt oder in Reinform angeboten. Rosshaar hat ausgezeichnete hygroskopische Eigenschaften, es nimmt kaum Wärme auf, ist sehr luftdurchlässig und sehr langlebig. Das gekräuselte Haar besitzt zudem noch eine sehr gute Elastizität und Sprungkraft.

Rosshaar – Polstermaterial mit langer Geschichte

Als Polstermaterial hat Rosshaar schon eine lange Tradition, seit mehr als 200 Jahren wird es bereits verwendet. Auch heute noch wird das Naturmaterial wegen seiner hervorragenden Eigenschaften sehr geschätzt. Früher wurde das Pferdehaar überall dort gesammelt, wo Pferdezucht betrieben wurde. Die gesammelten Rosshaare wurden in Wasser ausgekocht, gekämmt und nach Farben sortiert. Die Schweifhaare (Länge ca. 15-90 cm) dienten bzw. dienen noch heute als Bespannung für Bögen für Streicher und als Angelsehnen, außerdem nutzte man sie zur Herstellung von Perücken des Adels sowie als Polstermaterial von Matratzen und Polstermöbeln. Für die Produktion von robusten und hochwertigen Deko- und Möbelstoffen wurde ebenfalls Rosshaar verwendet, z.B. von den Designern Thomas Chippendale oder Charles Rennie Mackintosh.

In der Mitte des 18. Jahrhunderts begann man damit, Rosshaar zu verweben und Stoffe daraus herzustellen. Anfangs wurden die Stoffe manuell auf Webstühlen gefertigt, jedes Haar musste einzeln per Hand eingelegt werde. Mit der industriellen Revolution konnten die Rosshaarstoffe auf automatischen Webstühlen produziert werden. Diese konnten mit einem Picker die Haare einzeln aufnehmen. In der viktorianischen Zeit erlebten Rosshaarstoffe ihren Höhepunkt, sie wurden als besonders strapazierfähig, pflegeleicht und daher als preiswerter und langlebiger Bezugsstoff geschätzt.

Mit dem Aufkommen des Automobils wurden Pferde als Arbeits- und Transportmittel verdrängt und der Nachschub von Rosshaar blieb aus. Zudem wurde bei der Matratzenherstellung das Naturhaar durch Polstermaterialien aus neuen Schaumstoffen ersetzt. Mittlerweile kommt das Rosshaar als Füllmaterial für Matratzen, vor allem wegen seiner positiven Eigenschaften, seit ein paar Jahren wieder vermehrt zum Einsatz. In der Textilbranche wird heutzutage zunehmend auf Kunstrosshaar (Crinol) auf Basis von Viscose statt auf natürliches gesetzt.

Die Produktion von Rosshaar

Rosshaar ist ein nachwachsender Rohstoff. Heutzutage kommt das Rosshaar hauptsächlich aus Europa, Südamerika, Australien und China. Es wird gewonnen, indem man die Schweif- und Mähnenhaare der Tiere auskämmt oder stutzt, also abschneidet. Außerdem fallen die Haare bei der Lederherstellung an. Die Haare werden teilweise bereits im Erzeugerland sortiert, gereinigt und maschinell bearbeitet. Die Haare werden, wenn sie am Produktionsort zur Weiterverarbeitung angekommen sind, mit heißer natürlicher Seifenlauge gewaschen und desinfiziert. Danach wird das Haar zu einem Zopf oder einer Spirale zusammengedreht, um die Haare zu kräuseln und anschließend mit heißem Dampf behandelt, um die Kräuselung dauerhaft zu fixieren.

Jedes Haar wird somit zu einer spiralförmigen Feder. Dadurch werden die Haare elastischer und die Sprungkraft wird erhöht. Zugleich werden die Haare desinfiziert. Die fertigen Zöpfe werden in einer Trocknungskammer gelagert, damit sie ihre optimale Temperatur- und Klimaregulation erhalten.

Um das Rosshaar als Füllmaterial zu nutzen, werden die Zöpfe von Hand wieder aufgedreht oder mit einer Maschine zerfasert. Außerdem werden die Zöpfe zu Matten weiterverarbeitet, die auch in der Polster- und der Matratzenherstellung Verwendung finden. Einige Rosshaarprodukte werden auch einer sogenannten Latexierung unterzogen. Dabei wird flüssiger Naturlatex auf die Faser aufgesprüht und verleiht dem Rosshaar so eine zusätzliche und dauerhafte Elastizität. Allerdings gehen bei diesem Prozess die hervorragenden feuchtigkeitsregulierenden Eigenschaften verloren, da die Feuchtigkeitsaufnahme durch die „Beschichtung“ verhindert wird. Dennoch kann dieser Prozess gerade in Matratzen und Toppern von Vorteil sein, da sich Rosshaar, wenngleich federnd und elastisch, durch kontinuierliche Belastung nachhaltig eindrücken kann. Dieser zu erwartende Effekt kann durch die Latexierung etwas hinausgezögert werden.

Was macht Rosshaar aus?

Je länger und drahtiger das Haar ist, umso wertvoller ist es. Durch die Elastizität entsteht eine federnde und dadurch anpassungsfähige Sitz- oder Liegeauflage. Das Rosshaar hat zudem ausgezeichnete hygroskopische Eigenschaften, d.h. es kann die Feuchtigkeit aus der Umgebung – bis zu 20% des trockenen Eigengewichts – aufnehmen, ohne sich feucht anzufühlen. Die Feuchtigkeit wird dann später wieder langsam abgegeben. Damit hat Rosshaar auch ausgezeichnete klimatische Eigenschaften. Die hohe Luftdurchlässigkeit macht Rosshaar damit seit jeher als Polstermaterial in Matratzen beliebt – die Matratzen bleiben eher trocken, so können sich hier kaum Milben ansiedeln, die ein warmes und feuchtes Klima bevorzugen.

Beim Waschen, Reinigen und Dämpfen der Haare vor und während der Verarbeitung, werden Schmutzstoffe in den Haaren entfernt, außerdem wird die äußere Eiweißschicht der Rosshaare entfernt, sodass auch Rosshaar-Allergiker die Matratzen benutzen können.

Rosshaarstoffe haben eine glänzende changierende Oberfläche, ähnlich wie Seide, dabei sind diese Stoffe robuster und langlebiger. Rinderschweifhaare– die auch unter den Oberbegriff Rosshaar fallen – sind weicher als Pferdehaare und werden daher oft als Füllung für Kissen verwendet. Für eine feste Auflage/Matratze werden extra dicke Schweifhaare genommen und für die Mittelfeste eher die weichen Rinderhaare oder eine Mischung. Je länger die Haare sind und je dünner die Zöpfe gefertigt werden, umso besser ist die Sprungkraft des Rosshaares, nachdem sie in die Matratzen eingearbeitet worden sind.

 

 

Welche unterschiedlichen Qualitäten werden angeboten?

  • Das reine Schweifhaar des Pferdes mit einer Länge von 20-90 cm ohne Beimischung anderer Fasern gilt als das hochwertigste.
  • Reine Rosshaare: Dazu gehören alle Sorten von Rinder- und Pferdehaaren ohne Beimischung von Pflanzenfasern.
  • Gemischte Haare: Damit sind alle Haare von Pferden und Rindern gemeint, die mit Pflanzenfasern (Fiber- oder Kokosfasern) vermischt werden.
  • Die höchste Qualitätsstufe haben weiße Schweifhaare, da sie sehr selten sind. Diese Haare werden vor allem für die Herstellung von Bögen für Streichinstrumente genutzt.