Schurwolle – natürliche Thermoregulation

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Der Begriff „Schurwolle“ bezeichnet ausschließlich die vom lebenden Schaf geschorene neue Wolle. Die allgemeine Bezeichnung „Wolle“ umfasst die feinen Haare des Fells, die von unterschiedlichen Säugetieren stammen können, dabei handelt es sich um die spinnbaren Haare des Unterfells.Üblicherweise wird der Begriff „Wolle“ ohne einen Zusatz für Schafwolle verwendet. Laut Textilkennzeichnungsgesetz darf die Bezeichnung „Wolle“ nur für Fasern vom Fell des Schafs (Ovis aries) und für eine Mischung aus Schafwolle und Haaren verschiedener Tiere verwendet werden.

Wolle gehört zu den ältesten Materialien, die vom Menschen zur Textilherstellung genutzt werden. Bereits seit der Jungsteinzeit ist die Verwendung archäologisch nachweisbar. Bevor man Werkzeuge für die Schafschur hatte, um dann aus der Wolle Garne zu spinnen, wurden die Schaffelle im Ganzen als Bekleidung genutzt. Wolle ist ein nachwachsender Rohstoff. Das Material besitzt eine natürliche Thermoregulation, außerdem ist es atmungsaktiv und antistatisch.

Geschichte

Wolle ist einer der ältesten Stoffe, die zur Herstellung von Textilien dienen und dienten. Die Verwendung von Flachsfasern zur Herstellung von Textilien aus Leinen ist vermutlich noch älter. Wahrscheinlich wurde zuerst das ganze Fell als Bekleidung verwendet, bevor man anfing die Schafe zu scheren und nur die Wolle der Tiere zu verwenden. Eine weitere Entwicklung war es dann, aus den geschorenen Haaren Garne herzustellen und daraus Stoffe zu weben.

Bereits seit der Jungsteinzeit lässt sich das Spinnen der Wolle zu Garnen archäologisch nachweisen. Schafe zählen zu den ältesten menschlichen Nutztieren, zuerst wurden sie jedoch nur als Fleischlieferanten gehalten. Mit der Verwendung der Wolle, begann man die Schafe in diesem Sinne gezielt zu halten und zu züchten, so dass die langen, harten Deckhaare aus dem Fell verschwanden und nur noch die isolierende, weiche Unterschicht übrigblieb.

Eine Tonstatuette eines Wollschafs weist auf die Zucht von Wollschafen bis ins 6. Jahrtausend v. Christus hin, der Fundort dieses Artefakts liegt auf dem Gebiet des heutigen Iran. Die ältesten Funde von Wollstoffen stammen aus dem 2. Jahrtausend v. Chr. Die älteste erhaltene Hose aus Wolle, gefunden in der westchinesischen Steppe, wird auf die Zeit vom 13. – 10. Jh. v. Chr. datiert.
Von der Zeit der griechischen und römischen Antike an, bis ins europäische Mittelalter hinein war neben Leinen, Wolle das bevorzugte Material zur Kleidungsherstellung. Im Spätmittelalter waren vor allem England und Flandern für ihre Wollproduktion bekannt. Vor der Industrialisierung und der Erfindung der maschinellen Spinnräder und Webstühle war die Verarbeitung von Wolle reine Handarbeit und damit sehr zeitaufwendig.

Mit der Erfindung, der Weiterentwicklung und der Verbesserung der mechanischen Spinnmaschinen und Webstühle, begannen sich die Produktionsbedingungen für Stoffe entscheidend zu ändern: die Produktivität wurde gesteigert und die Produktionskosten sanken. Die vormals handwerklich aufwendig hergestellten Stoffe wurden zur kostengünstigen Massenware.

Von der Rohware zum Garn zum Stoff

Bei der Schur wird das Schaf so geschoren, dass das Wollvlies als zusammenhängendes Stück gewonnen wird. Die Wolle wird überwiegend bei der Vollschur der Schafe im Frühjahr gewonnen. Dadurch erhält man längere und kräftigere Fasern.

Bei einigen Schafrassen (dem Soayschaf) wird die Wolle gezupft, was für die Schafe völlig schmerzfrei ist. Die gewonnene Wolle wird nach Farbe und Qualität sortiert. Vor der Weiterverarbeitung wird die Rohware gereinigt und gewaschen. Dabei wird das Wollfett (Lanolin) ausgewaschen und z.B. für kosmetische Zwecke weiter aufbereitet.
Das Wollfett umhüllt die einzelnen Wollfasern und schützt damit die Haut vor Nässe. Die Wollfasern haben die Eigenschaft, dass die äußerste Schicht der Haare wasserabweisend ist (hydrophob), dass Wasser jedoch in Form von Dampf eindringen kann und das Innere der Haare, den Wasserdampf absorbieren kann (hydrophil).

Die gereinigte Wolle wird mit Hilfe einer Kardiermaschine gekämmt und aufgelockert, so dass die Fasern parallel ausgerichtet werden, dabei entstehen sogenannte Kardenbänder. Das Kardieren oder auch Kardätschen ist ein Prozess, der vor dem Spinnen der Wolle durchgeführt wird.

Nach dem Kardieren kann die Wolle eingefärbt werden. Die so hergestellten Kardenbänder werden danach zu Garn versponnen. Beim Spinnen lässt sich aus einer Masse von Fasern mit einer bestimmten Länge ein – theoretisch – endloses Garn herstellen. Zur Herstellung des Garns, werden die, durch das Kardieren, parallelisierten Fasern beim Spinnen zu einem Faden verzogen und verdreht.

Die Eigenschaften des Garns unterscheiden sich, je nach Qualität der Fasern und Art des Spinnens. Aus den unterschiedlichen Garnen entstehen beim Weben die unterschiedlichsten Stoffe.

Eigenschaften der Wolle

Die Haptik von Wolle ist warm und weich. Sie ist zudem sehr elastisch und knitterarm. Wolle verfügt über sehr gute Wämeisolationseigenschaften, d.h. durch die gekräuselte Wolle wird Luft als isolierende Schicht eingeschlossen. Wolle kann bis 35% des Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen, ohne sich nass anzufühlen. Während der Feuchtigkeitsaufnahme erzeugen die Fasern Wärme, so dass man selbst in feuchter Wollbekleidung nicht friert.

Wolle hat eine sehr gute natürlich Thermoregulation, sie ist atmungsaktiv, so dass bei Wärme die Feuchtigkeit vom Körper weg transportiert wird und bei Kälte bildet sie eine isolierende Schicht. Wolle nimmt zudem nur schwer Gerüche an, wenn sich doch einmal Gerüche eingelagert haben, werden diese durch lüften schnell wieder abgesondert.

Vor allem Merinowolle wirkt auf natürliche Weise antibakteriell, Bakterien können sich nur schwer an den Schuppen der Wollfasern halten. Wolle ist schwer entflammbar, sie verkohlt nur und schmilzt nicht, wie z.B. synthetische Fasern. Daher werden Dämmmaterialien und auch Teppiche und Bezüge, z.B. in Flugzeugen und Bussen aus Wolle gefertigt. Außerdem wirkt Wolle antistatisch.

Qualitätskriterien und Unterschiede

Bei der Schafschur lassen sich vier Qualitäten an nur einem Wollvlies unterscheiden, je nach Herkunft:

  • von den Schultern
  • von den seitlichen Partien
  • vom Rücken und Hals
  • von den Füßen, dem Kopf, der Stirn, des Scheitels, vom Bauch

Neben den unterschiedlichen Qualitäten innerhalb der Wolle eines Schafes, bestehen auch Qualitätsunterschiede bei verschiedenen Schafrassen. Durch die Herkunft von unterschiedlichen Rassen unterscheidet sich auch die Farbe der Wolle. Die Färbungen reichen von Weiß, Beige, Gelb über verschiedenen Grautöne, bis hin zu Schwarz. Neben den Farben unterscheiden sich auch die unterschiedlichen Wollqualitäten der Rassen:

  • Merinowolle: Länge 40-120mm, stark gekräuselt, weich, sehr gleichmäßig, relativ glanzarm und mit einer guten Elastizität
  • Crossbredwolle: Länge 50-180mm, relativ feine und dennoch robuste Wolle
  • Langwolle: Länge 180-400mm, wenig geschuppt und gekräuselt, sehr glanzreich
  • Kurzwolle: Längen unter 60mm,
  • Grobwolle: z.B. Cheviotwolle, wenig bis gar nicht gekräuselt und wenig geschuppt, nicht zum Handspinnen geeignet

Zusammenfassung

Schurwolle ist ein natürlicher und nachwachsender Rohstoff. Aufgrund der vielen positiven Eigenschaften; Thermoregulation, weich, isolierend, schwer entflammbar, wird Wolle in den unterschiedlichsten Bereich verwendet. Hauptsächlich wird Schurwolle in Textilien als Bekleidung oder im Wohnbereich genutzt. Die wichtigsten Länder, die Wolle liefern sind: Australien, Russland, Neuseeland, China, Argentinien u.a. Materialien aus reiner Schurwolle werden mit dem Wollsiegel gekennzeichnet.