Skoliose (Verkrümmung der Wirbelsäule)

Wirbelsäule-mit-Skoliose

Als Skoliose wird eine seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule bei einer gleichzeitigen Verdrehung der Wirbelkörper bezeichnet. Die Krankheit ist chronisch und in 90% der Fälle idiopathisch (d.h. ohne bekannte Ursache). Die restlichen 10% sind symptomatische bzw. sekundäre Skoliosen, die Ursachen sind z.B. bei angeborenen Wirbelfehlbildungen oder Nerven- oder Muskelerkrankungen. Diese Art der Deformation der Wirbelsäule tritt meist während der Wachstumsphase auf und kann unterschiedlich stark ausfallen. Die Bezeichnung leitet sich vom altgriechischen Wort für krumm – „scolios“ ab. Die Folge einer Skoliose ist meist eine verminderte Beweglichkeit.

Allgemeine Beschreibung

Bei einer Skoliose handelt es sich um eine mehrdimensionale Verkrümmung der Wirbelsäule mit einer Rotation von einzelnen Wirbelkörpern. Diese Art der Wirbelsäulenerkrankung kann bei allen Wirbeltieren auftreten.

Bei einer Skoliose ist die Wirbelsäule teilweise aus ihrer normalerweise geraden Mittellinie verschoben. Dabei kommt es häufig zu einer sekundären Skoliose, die entsteht um weiterhin eine aufrechte Haltung zu ermöglichen. Dabei werden auch die Bänder, Gelenke, Bandscheiben und Wirbelkörper in Mitleidenschaft gezogen und können deformiert sein.

Der US-amerikanische Arzt John Robert Cobb entwickelte in den 1930er-Jahren eine Methode, um den Winkel der Wirbelsäulenverkrümmung zu ermitteln und somit die Schwere der Skoliose beurteilen zu können. Der Cobb-Winkel wird auch heute noch für die Diagnose genutzt. Anhand eines Röntgenbilds des Patienten lässt sich der Grad der Abweichung in der Frontalebene bestimmen. Per Definition spricht man erst ab einem Winkel von 10° Cobb von einer Skoliose; alles unter diesem Wert bezeichnet man in der Medizin als skoliotische Fehlhaltung bzw. Haltungsschwäche.

Die Anzahl der weiblichen Erkrankten ist weitaus höher, als die der männlichen. In Deutschland gibt es ungefähr 400.000 erkrankte Menschen. Bei 90% der Erkrankten handelt es sich um eine sogenannte idiopathische Skoliose, bei der die Ursachen weitgehend unbekannt sind; Mädchen sind hierbei bis zu 4x häufiger betroffen als Jungen. Die restlichen 10%, der erkannten Skoliosen, haben entweder kongenitale (genetisch bedingt) oder neuromuskuläre (die Nerven und Muskeln betreffend) Ursachen. Leichte Skoliosen mit kleineren Winkeln treten deutlich häufiger auf, als höhergradige bzw. schwere Skoliosen.

Folgen der Skoliose können schmerzhafte Wirbelabnutzungen, ein schnellerer Verschleiß in der Wirbelsäule, Verminderung bzw. Verlust der Beweglichkeit und die Verengung des Brustkorbs und Bauchraums sein. Durch diese Verkleinerung können die Funktionen der Lunge und verschiedener innerer Organe eingeschränkt werden, es besteht die Möglichkeit einer Herzinsuffizienz.

Welche Arten von Skoliosen gibt es?

Die Bezeichnung der jeweiligen Skoliosen richtet sich danach, an welcher Stelle der Wirbelsäule sich die primäre Krümmung befindet, welche Form die Wirbelsäule dadurch aufweist und wann die Skoliose aufgetreten ist:

Nach der Höhe der Krümmungsmitte

  • Cervikothorakal: im Bereich von Hals- und Brustwirbelsäule
  • Thorakal: im Bereich der Brustwirbelsäule
  • Thorakolumbal: im Bereich zwischen Brust- und Lendenwirbelsäule
  • Lumbal: im Bereich der Lendenwirbelsäule

Nach dem Krümmungsmuster

  • C-förmig
  • S-förmig
  • Doppel-S

Zeitpunkt des Auftretens

  • Infantile Skoliose: 0. – 3. Lebensjahr
  • Juvenile Skoliose: 4. – 10. Lebensjahr
  • Adoleszente Skoliose: 11. – Wachstumsabschluss

Die Schwere einer Skoliose wird anhand der Bestimmung des sogenannten Cobb-Winkels festgestellt. Bei der Betrachtung des Röntgenbilds kann der Arzt den Grad der Abweichung in der Frontalebene bestimmen.

Um eine leichte Skoliose handelt es sich, wenn der Winkel zwischen 10° COBB und maximal 40° COBB liegt. Die mittelschwere Skoliose hat einen Verkrümmungsgrad von 40° – 50° COBB. Liegt der vom Arzt bestimmte Wert über 50° COBB, spricht man von einer schweren Skoliose.

Symptome bei Skoliose

In den meisten Fällen sind leichte Skoliose und Achsabweichungen der Wirbelsäule nicht wirklich zu sehen. Um erkennen zu können, ob man an einer Skoliose leidet, sollte man auf verschiedene charakteristische Anzeichen achten:

  • Wenn man aufrecht und gerade steht und beide Arme locker hängen lässt, sieht man, dass die Schultern nicht genau auf der gleichen Höhe sind. Die unterschiedliche Höhe der Schultern lässt sich ebenfalls daran erkennen, dass ein Schulterblatt wesentlich weiter hervorsteht als das andere.
  • Man zieht eine gedachte Linie vom Kopf herunter zum Becken. Im Idealfall sollte diese Linie in der Mitte des Beckens aufhören, was bei einer Skoliose nicht der Fall ist; meist endet diese Linie entweder links oder rechts der Beckenmitte. Das bedeutet, dass der Kopf nicht mittig über dem Becken sitzt, was auf eine Skoliose hinweisen kann.
  • Man erkennt Veränderungen beim Aussehen bzw. der Struktur der Haut im Bereich der Wirbelsäule
  • Der Körper ist zu einer bestimmten Seite geneigt
  • Man beugt seinen Oberkörper bei gestreckten Beinen um ungefähr 90 Grad nach vorne und lässt die Arme locker nach unten hängen. Bei einer Skoliose fällt auf, dass eine Seite des Rückens höher hervorsteht als die andere. Es bildet sich sowohl ein sogenannter Rippenbuckel und in der Regel auch eine Lendenwulst, d.h. die Muskeln des Lendenwirbelbereichs auf dieser Seite treten stärker hervor

Diese Methoden der Selbstdiagnose können einen Besuch bei einem Spezialisten nicht ersetzen. Man sollte für eine gesicherte Diagnose immer einen Arzt aufsuchen, der anhand spezieller Tests erkennen kann, ob es sich um eine Skoliose handelt oder nicht.

Ursachen von Skoliose

Skoliose kann verschiedene Ursachen haben, in den meisten Fällen kennt man diese nicht; es handelt sich hierbei um sogenannte idiopathische Skoliosen. Von einigen Formen von Skoliose, sind die Ursachen bekannt. Dazu gehören:

  • Kongenitale Skoliose
    dabei handelt es sich um eine vererbte, angeborene Wirbelsäulenverkrümmung. Diese Form tritt durch Störungen in der embryonalen Wirbelentwicklung auf, wodurch sich bestimmte Wirbel fehl bilden und zu einer asymmetrischen Wirbelsäulenform führt. Diese Skoliose tritt im Vergleich zu anderen Formen seltener auf und führt meist durch die besonders schweren Deformationen der Wirbelsäule dazu, dass eine frühzeitige Operation notwendig wird.
  • Neuromuskuläre Skoliose:
    hier handelt es sich um eine Wirbelsäulenverkrümmung, die durch eine Erkrankung des Nervensystems oder der Muskeln entsteht. Meist tritt diese bereits zu Beginn der neuromuskulären Erkrankung oder in einem sehr frühen Alter auf. Diese Form schreitet wesentlich schneller voran als andere Formen und sie kann sich auch nach dem Ende des Körperwachstums noch verschlechtern. Häufig kann sie nur sehr schwer erkannt und zumeist auch nicht mit einer konservativen Therapie behandelt werden.
  • Myopathische Skoliose:
    diese Form ist durch eine Erkrankung der Muskulatur bedingt. Es handelt sich bei dieser Erkrankung um einen angeborenen oder erworbenen Muskelabbau zwischen den einzelnen Wirbelkörpern, was in den meisten Fällen zu einer ausgeprägten Wirbelsäulenverkrümmung führen kann.
  • Iatrogene Skoliose:
    eine iatrogene Skoliose tritt nach einer vorherigen medizinischen Behandlung auf. Zum Beispiel können hier durch Bestrahlungen oder durch Narbenbildung nach einer Operation Wirbelsäulenverkrümmungen auftreten.
  • Posttraumatische Skoliose:
    diese Skoliosen treten zumeist nach schweren Unfällen oder nach Operationen wie z.B. Entfernung eines Tumors oder Amputationen auf, bei denen besonders die Wirbelsäule betroffen ist.
  • Statische Skoliose:
    dabei handelt es sich um eine Wirbelsäulenverkrümmung, die auf ein Ungleichgewicht beim Knochenbau zurückzuführen ist; Beispiele hierfür sind unterschiedlich lange Beine oder eine Beckenfehlstellung. Die Wirbelsäule gleicht dieses Ungleichgewicht aus, was zu einer Verkrümmung führt.

Therapien bei Skoliose

skoliose-behandlung

Um eine Skoliose zu behandeln gibt es je nach Schwere und Ursache der Erkrankung verschiedene Therapiemöglichkeiten.

Leichte Skoliosen bis zu 20° COBB werden, sofern es überhaupt nötig ist, durch spezielle krankengymnastische Therapien behandelt. Die Rumpfmuskulatur wird hierbei gestärkt, wodurch die Wirbelsäule mehr Halt bekommen soll. Neben Dehn- und Kräftigungsübungen zählt auch die Unterstützung durch eine spezielle und gezielte Atemgymnastik dazu.

Bei schwereren Formen der Skoliose wird für den Betroffenen ein spezielles Korsett aus Kunststoff angefertigt, das der Wirbelsäulenverkrümmung entgegenwirken soll und dafür sorgen soll, dass sich die Wirbelsäule nicht weiter verkrümmen kann. Um eine besonders effektive Wirkung erzielen zu können, sollte das Korsett nahezu den ganzen Tag getragen werden, was für viele betroffene Menschen sehr schwierig ist und zu psychologischen Problemen führen kann. Das Korsett muss natürlich immer an das Wachstum des Kindes angepasst werden. In den meisten Fällen werden vom Arzt zusätzlich zum Korsett auch krankengymnastische Maßnahmen verordnet.

In besonders schweren Fällen von Skoliose oder falls alle anderen Therapiemöglichkeiten nicht geholfen haben, kommt eine spezielle Operation in Frage, bei der die Wirbelsäule korrigiert und stabilisiert wird. Bevor eine solche Operation allerdings durchgeführt werden kann, benötigt man eine Vorbehandlung, um für optimale Voraussetzungen für den Eingriff zu schaffen. Es handelt sich hierbei entweder um Krankengymnastik oder eine besondere Streckbehandlung, bei der die Wirbelsäule gestreckt wird, um diese zu „lockern“. Beim eigentlichen operativen Eingriff werden die betroffenen Bereiche werden durch Implantate (meistens Stäbe oder auch Schrauben) fixiert und präpariert. Die Wirbelkörper verwachsen miteinander und sind anschließend nicht mehr gegeneinander beweglich, was allerdings nicht bedeutet, dass man seinen Rücken danach nicht mehr bewegen kann. Der Nutzen, der sich aus einer solchen Operation zu erwarten ist, sollte auf jeden Fall höher sein, als die möglichen Nachteile, da es sich hierbei um einen sehr großen operativen Eingriff handelt. Regelmäßige Nachkontrollen sind ein wichtiger Bestandteil dieser Therapieform, um zu überprüfen, inwiefern die Operation erfolgreich war oder nicht.

Zusammenfassung

Bei Skoliose handelt es sich um eine Erkrankung der Wirbelsäule. Bei dieser Erkrankung kommt es zu einer mehrdimensionalen Verkrümmung und Verformung der Wirbelsäule und auch einzelner Wirbelkörper. In 90% der Fälle ist die Ursache dieser Krankheit nicht bekannt. Die Ausprägung wird mit Hilfe des Cobb-Winkels angegeben, Skoliosen mit einem Krümmungswinkel unter 20° werden meist nur mit Krankengymnastik behandelt, Skoliosen mit einem Winkel über 20° werden mit speziellen Therapieformen bis hin zur Operation behandelt.

* Dieser Text dient nur zur Orientierung! Es handelt sich nicht um eine Diagnose!