Kunstleder (Textilleder) – Qualitativ schlecht?

Zusammenfassung

Aufgrund der teuren und aufwendigen Prozedur von Echtleder, erfand man einen Stoff, der das Leder so gut es geht imitieren kann und dabei noch sehr haltbar ist. Dieser Stoff ist zudem noch vielfältig einsetzbar, unter anderem für Accessoires, Polstermöbel oder auch für Inneneinrichtungen.

Im Vergleich zu Echtleder ist die Herstellung des Lederimitates kostengünstiger und weniger aufwändig. Mit textilem Gewebe oder Vlies wird mit einer besonderen Methode die typische Lederstruktur geschaffen, und diese anschließend veredelt. Hierbei wird das Kunstleder in Napalonleder und Madras-Kunstleder unterteilt, welche oftmals nicht mit dem Original unterscheidet werden können. Dies führt häufig zu Betrugsfällen, indem Kunstleder als Echtleder verkauft wird. Um dies zu verhindern, sollte man auf folgende Unterschiede achten.

Kunstleder besitzt meist eine textile Rückseite, welche oftmals mit Kunststoff beschichtet sind. Zum Vergleich, besitzt Echtleder ein häufig unregelmäßiges Narbenbild.

Doch durch die detailgetreue Imitierung von Echtleder beim Madras-Kunstleder, ist auch hier kein Unterschied zum Original zu erkennen. Hierbei ist es wichtig, auf die bei Kunstleder notwendigen Hinweise zu achten, da diese Stoffe andernfalls reklamiert werden können.

Doch welche Vorteile sind beim Kunstleder gegeben?

Aufgrund der hohen Ergiebigkeit von Kunstleder sind Witterungsverhältnisse und lange Haltbarkeit im Vergleich zum Echtleder kein Problem und wird so oftmals für Außenpolster und im medizinischem Bereich verwendet.

Wem ein Echtlederprodukt zu teuer ist, der bekommt im Handel mit dem Kunstleder eine günstigere Alternative. Optisch gleicht es zwar dem herkömmlichen oder „echten“ Leder, darf aber nicht als solches deklariert werden, weil es nicht aus Tierhäuten hergestellt wird.

Wie kam es zur Entdeckung des Textilleders?

Kunstleder gibt es mittlerweile schon seit einigen Jahrzehnten. Die Idee entstand, als man nach einer günstigeren Alternative zu Echtleder suchte, da dieses in der Produktion – wie auch heute noch – sehr aufwendig und teuer war. Das Ziel war es, die Optik des Leders perfekt zu imitieren; gleichzeitig sollte es auch ein besonders haltbares Material mit vergleichbaren Eigenschaften werden. Man fand eine Variante, die genau für das gewünschte Ergebnis sorgte: ein textiles Gewebe bzw. Vliesstoff, das mit einer PVC- oder Polyurethan-Schicht überzogen und einer Narbenprägung unterzogen wird. Somit ist Kunstleder zum perfekten Lederimitat geworden und es gibt sogar Experten, die beide Stoffe optisch kaum voneinander unterscheiden können.

Anwendungsbereiche der Lederimitate

Die Anwendungsbereiche des Kunstleders ähneln sehr denen des Leders und sind daher sehr vielfältig. Als klassisches Beispiel gilt die Anwendung in der Bekleidungsindustrie, aber auch z.B. in anderen Bereichen findet man Kunstleder:

  • Accessoires wie z.B. (Hand-)Taschen, Geldbörsen oder Gürtel
  • Schuhe
  • Produktion von Sitz- und Polstermöbeln
  • Innenraumgestaltung von Autos (Sitze, Schaltsäcke, Faltdächer)
  • Innenraumgestaltung von medizinischen Praxen und von Krankenhäuser (Untersuchungs- und Behandlungsmöbel)
  • Lenkrad- und Cockpitverkleidungen
  • Überzug von Bällen oder Sportgeräten
Crush-Taupe

Produktionsverfahren des Textil-Leders

Über die genauen Produktionsschritte bei der Herstellung von Kunstleder ist nicht viel bekannt. Der Grundstoff für Kunstleder besteht entweder aus einem textilen Gewebe (Naturfaser, Chemiefaser oder Mischgewebe) oder einem Vliesstoff. Durch den ersten Schritt, der sogenannten „Flachvernadelung“, wird dem Gewebe eine bestimmte Oberflächenstruktur verliehen. Im Anschluss wird das im Grundstoff enthaltene Polystyrol entfernt (extrahiert) und durch PVC oder Polyurethan ersetzt. Je nachdem ob die Kunststoffschicht nach einer Aufschäumung aufgetragen wird oder nicht, hat dies Einfluss auf die Griffigkeit des Materials. In diesem Abschnitt des Produktionsverfahrens wird die typische geschlossene Oberfläche erzeugt. Zum Abschluss wird das Kunstleder noch einmal veredelt, in dem es geschmirgelt oder geschliffen wird; zusätzlich wird in der Regel noch ein sogenannter „Schlussstrich“ gezogen, bei dem ein weiterer dünner Kunststofffilm über das Material gezogen wird, wodurch die Oberfläche weitere besondere Eigenschaften wie z.B. Härte, glänzendes bzw. mattes Aussehen oder Widerstandsfähigkeit erhalten soll.

Arten des Textilleders

Wie beim Echtleder findet man auch beim Kunstleder verschiedene Arten, die durch ihre unterschiedlichen Eigenschaften für bestimmte Produkte besonders gut geeignet sind. Die beiden Folgenden sind die wohl bekanntesten Varianten:

Napalonleder: Napalonleder ist ein besonders hochwertiges Kunstleder, das vorrangig bei der Produktion von Möbeln verwendet wird, da er u.a. bei Sitzmöbeln keinerlei Sitzkuhlen bildet und immer glatt bleibt. Es handelt sich um ein mit Polyurethan beschichtetes Kunstleder, das besonders leicht zu pflegen und zu reinigen ist. Der Name ist vom „echten“ Nappaleder abgeleitet, daher sollte man genau auf die exakte Bezeichnung achten.

Madras-Kunstleder: Beim Madras-Kunstleder handelt es sich um eine Variante, bei der auf der Rückseite Lederfasern aufgetragen werden, um die Lederoptik bzw. –haptik noch besser imitieren zu können; die Fasern bieten keinerlei Stabilität und haben nicht die gleichen Eigenschaften wie Echtleder. Nicht zu verwechseln ist das Madras-Kunstleder mit der gleichnamigen Echtleder-Variante, bei der es sich um ein Glattleder handelt.

Es gibt durchaus viele Kunstleder, bei denen man laut ihrer Deklaration glauben würde, dass es sich dort um Echtleder handelt, was allerdings nicht der Fall ist. Nicht überall, wo von Leder die Rede ist, ist auch von „echtem“ Leder die Rede. Man sollte vorsichtig sein und sich lieber vor dem Kauf eines Kunstleder-Produktes in einem Fachgeschäft beraten lassen.

Der Vergleich des Kunstleders mit Echtleder

Ist Kunstleder qualitativ schlecht? Die Abgrenzung zu echtem Leder ist nicht immer ganz einfach. Das charakteristische Merkmal von Kunstleder ist in der Regel eine textile Rückseite, die mit Kunststoff beschichtet ist. Bei herkömmlichem Leder ist das Narbenbild deutlich unregelmäßiger, da es nicht maschinell geprägt werden muss – Kunstleder hingegen schon. Durch diese technische Fertigung entsteht eine gleichförmige Oberfläche, an der selbst der Laie das künstliche vom echten Material unterscheiden kann. Bei großer Hitze schmilzt Kunstleder bereits, während das echte Leder nur glimmt und dabei einen weniger chemischen Geruch aufweist.

Es gibt aber auch Varianten, wie z.B. das Madras-Kunstleder, wo selbst die Rückseite wie ein Echtleder aussieht und auch von Experten nicht auf den ersten Blick zu unterscheiden ist. Für den Endverbraucher ist es deswegen umso schwieriger das Kunstleder zu identifizieren. Auf die Kennzeichnungen der Hersteller kann sich der Käufer aber in der Regel verlassen. Auf Produkten aus Kunstleder muss ausdrücklich und erkennbar darauf hingewiesen werden, dass es sich nicht um echtes Leder handelt. Andernfalls kann die Ware reklamiert werden. Besondere Vorsicht gilt bei Online-Auktionen, bei Messen oder Einkäufen im Ausland. Hier kann es zu falschen Kennzeichnungen kommen.

Es gibt Bereiche, in denen Kunstleder besser ist, als echtes Leder. Eine Motorradsitzbank etwa oder die Außenpolster bei Booten sind wesentlich haltbarer, wenn Kunstleder verwendet wird, da Sonne und Wasser dem echten Leder zu stark zusetzen würden. Auch im medizinischen Bereich wird bevorzugt auf die Kunstledervariante gesetzt. Zahnarztstühle, Massageliegen oder Untersuchungs- und Behandlungsmöbel sind auf Dauer deutlich haltbarer. Da hier die Oberflächen regelmäßig desinfiziert werden müssen. Die entsprechenden Mittel sind zumeist auf Lösungsmittelbasis und würden die obere Farbschicht des echten Leders zu schnell lösen oder spröde werden lassen.

Weitere Vorteile des Kunstleders gegenüber dem Echtleder liegen zunächst einmal in der Herstellung. Die Produktionskosten sind wesentlich geringer und es kann permanent produziert werden, weil die Produktion nicht von der Verfügbarkeit von Tierhäuten abhängt. Zudem kann Kunstleder als Endlosmaterial produziert werden.

Das sind nicht alle Vorteile gegenüber dem Echtleder. Hier einige weitere Beispiele:

  • Das Material lässt sich besser pflegen und reinigen
  • Kunstleder mit Polyurethan sind im Gegensatz zu Echtleder waschbar
  • Bessere UV-Beständigkeit (bei qualitativ hochwertigem Kunstleder)
  • Bessere Atmungsaktivität (bei qualitativ hochwertigem Kunstleder)
  • Geringe bis gar keine Qualitätsschwankungen
  • Geringeres Gewicht als Echtleder