Der Gleitwirbel (Spondylolisthese)
Was versteht man unter einer Ischialgie?
Allgemein wird unter einer Ischialgieein Schmerz bezeichnet, der über das gesamte Beinbis in den Fuß ausstrahlen kann. Durch Reizungen an den Nervenwurzeln der Lendenwirbelsäule entsteht die Ischialgie. Schon die alten Griechen kannten diesen Schmerz und bezeichneten ihn als aller erste als Ischias. Vom Ischiasschmerz betroffen sind allgemein etwa 5 bis 10% aller Menschen mit radikulären Rückenschmerzen (ausgehend von einer oder mehreren Nervenwurzeln). Es handelt sich hierbei um ein Schmerzsyndrom, welches ausgelöst wird im Versorgungsbereich des Nervus ischiadicus. Der Ischiasnerv ist der längste Nerv im menschlichen Körper und entspringt im unteren Nervengeflecht des Rückenmarks, genauer gesagt im Bereich des 4. Lendenwirbels und des zweiten Kreuzbeinwirbels der Wirbelsäule. Der Nervus ischiadicus zieht von dort über Hüfte und Oberschenkel hinab Ischialgieins Bein und Richtung Kniekehle. Druck oder Entzündung können den Nervenstrang reizen. Der Verlauf der Nervenfaser entspricht dabei ebenfalls dem Verlauf des Schmerzempfindens während der Ischialgie.
Was sind generell die Ursachen einer Ischialgie?
Die Ursache einer schmerzhaften Reizung des Nervus ischiadicus (Ischialgie) ist zumeist ein Bandscheibenvorfall (prolapsus nuclei pulposi), eine muskuläre Verspannung, eine Blockierung von Wirbelkörpern oder eine Vorwölbung der Bandscheibe (Protusion). Die für eine Ischialgie typischen Schmerzenentstehen dabei oft dadurch, dass der Ischiasnerv eingeklemmt wird. Die Einklemmung des Nervenstranges hat zur Folge, dass sich Schmerzen entlang der Nervenfaser vom unteren Rücken bis ins Bein ausbreiten. In manchen Fällen können Ischiasschmerzen von Gefühlsstörungen und zeitweisen Lähmungen begleitet werden. Beschwerden treten unter anderem auch während einer Schwangerschaft auf. Besonders zum Ende einer Schwangerschaft kann das Ungeborene stark auf den Ischiasnerv drücken, den Nervenkanal einengen und für Beschwerden sorgen. In den wenigsten Fällen sind die Ursachen für den eingeklemmten Ischiasnerv (bzw. für den Ischiasschmerz) eine Verengung der Wirbelbereiche durch Tumore, Entzündungen oder Gürtelrosen.
Welche Symptome treten bei einer Ischialgie auf?
Typische Symptome für einen eingeklemmten Ischiasnerv sind reißende heftige Schmerzen, die vom unteren Rücken über die Hüfte bis hinein ins Bein reichen – in manchen Fällen reicht der Schmerz weiter bis in den Fuß. Sind Kribbeln und Taubheitsgefühle begleitet von Verschlechterungen der Koordinationsfähigkeit sowie Blasen- und Darmstörungen, sollte ein Arztabklären, ob eventuell ein eingeklemmter Ischiasnerv vorliegt. Oft ist auch ein Hexenschuss Vorbote eines Ischias. Die sogenannte Lumboischialgie bezeichnet das gleichzeitige Auftreten einer Ischialgie und eines Hexenschuss (Lumbago).
Lokalität der Schmerzen im Gesäß, Schmerzlinderungsmethoden & Prävention
Leiden Betroffene an den bereits beschriebenen und spontan auftretenden Schmerzen im Rücken über das Gesäß bis zum Bein, so sollten in allen Fällen chiropraktische, orthopädische, neurologische oder radiologische Untersuchungen in Betracht gezogen werden. So können genaue Abschnitte der Wirbelsäule untersucht werden, an denen der Ursprung der Beschwerden lokalisiert und entsprechend medikamentös oder therapeutisch behandelt werden kann. In vielen Fällen ist eine gleichzeitige therapeutische (Bewegung, Gymnastik, Sport) und medikamentöse Behandlung (PRT= periradikuläre Therapie) sinnvoll. In Ergänzung ist es ratsam, präventiv vorzubeugen.
- Richtiges Bücken
- korrektes Heben
- rückengerechtes und druckentlastendes Sitzen und Liegen
stärken die Muskulatur, entlasten Bänder, Sehnen und Wirbelkörper und senken das Risiko für Rückfälle enorm. Wichtig ist es, die Wirbelsäule zu schützen, damit es zu keinerlei Kompression der Nervenlaufbahnen kommt.
Welche Behandlungsmöglichkeiten sind gegeben?
Generelle Behandlungsmöglichkeiten sind je nach Patient Akupunktur, Chiotherapie, Fango-Packungen, progressive Muskelentspannung nach Jacobson und Schmerzbewältigungsstrategien sowie Verhaltenstherapie. Erfolgreiche Ergebnisse wurden ebenfalls bereits durch Wassergymnastik und standardisierte Rückenschulen erzielt. Wichtig ist, in Bewegung zu bleiben und den Kompressionsdruck auf die Nervenlaufbahn zu minimieren. Das aus der Sportmedizin bekannte Kinesio Taping wird ebenfalls bei Behandlungen rund um den Ischiasnerv eingesetzt Dabei wird ein langes Stück Tape von Rücken über das Gesäß bis zur Kniekehle geklebt. Erzielt wird dadurch die Schmerzreduktion der Nervenlaufbahn, da vor allem Muskeln gelockert und somit eine weitere Reizung gehemmt werden. Die Behandlungsmöglichkeiten bei Ischias basiert auf der Drei-Säulen-Therapie: Schmerzbekämpfung, Physiotherapie und Entspannungstherapie.
Welche Rolle spielt das menschliche Schmerzgedächtnis?
Besonderes Augenmerk muss bei immer wiederkehrenden Ischiasbeschwerden auf das menschliche Schmerzgedächtnis gelegt werden. Neurologen sind der Meinung, dass andauernde schmerzende Empfindungen sich umso tiefer in die Nervenlaufbahnen einprägen, je länger und tiefgreifender die schmerzhaften Empfindungen andauern. Dies führt dazu, dass Betroffene Schonhaltungen einnehmen, die wiederum zu neuen Problemen führen kann. Die Trias aus Schmerzlinderung, Physiotherapie und Entspannungstechnik sollen dazu führen, dass der Körper wieder ins Gleichgewicht gebracht wird und Bewegung und Leben ohne Beschwerden möglich sind.
Dies gilt selbstverständlich auch für alle anderen muskulären Krankheiten.
Gibt es Soforthilfetipps bei Ischiasbeschwerden?
Sofortige Entlastung des Ischiasnervs bringt die sogenannte Stufenlagerung. Dabei sollte sich der Patient mit dem Rücken flach auf den Boden legen und die Beine im 90° Winkel auf einem Stuhl lagern. Auch elektrisch verstellbare Betten können zur Schmerzlinderung beitragen. Zusätzlich hilft eine Wärmflasche oder ein heißes gerolltes Handtuch unterm Becken. Langsames atmen in den Unterbauch lindert nach wenigen Minuten den Schmerz. Wenn nach einigen Tagen keine Besserungen auftritt, sollte ein Arzt konsultiert werden.
Welche Medikamente helfen Ischiasbeschwerden?
Medikamentös helfen bei leichten bis mäßigen Schmerzen Medikamente mit Wirkstoffen wie Acetylsalicylsäure, Paracetamol oder Ibuprofen. Starke wiederkehrende Schmerzen werden nur mit rezeptpflichtigen Medikamenten behandelt: Coxibe und nicht-steroidale Antirheumatika wirken unmittelbar entzündungs- und schmerzhemmend. Auch Wirkstoffe wie Tramadol, Tilidin oder Hydromorphon aus der Gruppe der opoiden Schmerzmittel können schmerzbetäubend wirken. Liegen bakterielle Entzündungen des Ischias vor, werden Antibiotika wie Penicillin oder Doxycilin eingesetzt.
Jedoch sollte nie vergessen werden, dass jedes Medikament Nebenwirkungen hat und eine Dauermedikamentation in den seltensten Fällen eine Lösung darstellt. Bei Einnahmen über längere Zeiträume können in leichten Fällen Magenschleimhautentzündungen auftreten. Eine Behandlung sollte also immer darauf abzielen, die Widerkehr der Schmerzen zu verhindern und sie nicht nur mit Medikamenten zu unterdrücken.
Informationen und Aufklärung bekommen Sie bei Ihrem Arzt.
Sind Operationen bei einer Ischialgie notwendig?
Operationen werden nur noch im Notfall in Betracht gezogen, wenn es zu Lähmungen in Armen und Beinen kommt. Um die neurologischen Lähmungen zu lösen, werden die defekten Bandscheiben von der Nervenfaser gelöst. In den allermeisten Fällen gilt jedoch die Kombination aus Schmerzmitteln, Physiotherapie, Muskeltraining und Haltungsschulen als derart vielversprechend, dass operative Eingriffe zumeist vermieden werden können.
* Dieser Text dient nur zur Orientierung! Es handelt sich nicht um eine Diagnose!