Arthrose (Arthrosis deformans)

Was versteht man unter Arthrose?

Die Arthrose (Arthrosis deformans) ist eine Gelenkerkrankung, die durch geschädigten Gelenkknorpel verursacht wird. Das weit verbreitete Krankheitsbild kommt häufig bei älteren Menschen vor und äußert sich hauptsächlich durch Schmerzen. Es ist nicht heilbar, die Beschwerden lassen sich aber durch geeignete Maßnahmen erheblich verbessern.

Die Antwort auf die Frage „Was ist Arthrose?“ kann man sich aus dem Griechischen herleiten. In dem Begriff steckt das griechische Wort „Arthros“, was „Gelenk“ bedeutet. Die Endung „-ose“ bezeichnet eine nicht entzündliche Erkrankung oder eine Zustandsänderung. Laut Arthrose-Definition handelt es sich bei dem Krankheitsbild also um eine nicht-entzündliche, mit einer Zustandsänderung verbundene Gelenkerkrankung – kurz: Gelenkverschleiß oder Gelenkabnutzung. Dabei wird der Gelenkknorpel meistens über einen längeren Zeitraum chronisch geschädigt (degenerative Erkrankung). Die Erkrankung hinterlässt mit der Zeit auch im benachbarten Gewebe, der Gelenkkapsel, den Knochen und der Muskulatur seine Spuren.

In Fachbüchern findet man oft auch die Ausdrücke Arthrosis deformans, Osteoarthrose, degenerative Arthropathie oder Osteoarthritis. Sie beschreiben letztendlich das gleiche Krankheitsbild. Die Vorsilbe „Osteo“ weist darauf hin, dass auch der Gelenkknochen an der Krankheit beteiligt ist. Die Nachsilbe „-pathie“ kann mit „Leiden“ übersetzt werden und deformans beschreibt, dass der Gelenkaufbau nicht mehr ordnungsgemäß ist.

 

Was ist der Unterschied zwischen Arthrose und Arthritis?

Die zwei Begriffe Arthritis & Arthrose werden manchmal verwechselt. Die Endung „-itis“ in Arthritis wird in der medizinischen Fachsprache für eine Entzündung verwendet wird. Die Arthritis ist also eine Gelenksentzündung und damit ein anderes Krankheitsbild als der Gelenkverschleiß. Allerdings können bei letzterem entzündliche Komponenten hinzutreten. Dann kann aus einer Arthrose Arthritis entstehen. Sie wird in diesem Zusammenhang auch als aktivierte Arthrose bezeichnet.

 

Wie häufig tritt Arthrose auf?

Die Arthrose ist ein weit verbreitetes Krankheitsbild. Fast jeder Mensch spürt in seinem Leben an dem einen oder anderen Gelenk einen Verschleiß. Im Röntgenbild kann man bei den meisten Menschen schon im vierten Lebensjahrzehnt die ersten Anzeichen von Gelenkverschleiß entdecken. Im Alter von 65 bis 70 Jahren hat sie fast jeder. Die Wahrscheinlichkeit für eine Arthrose steigt mit dem Lebensalter an. Trotzdem handelt es sich nicht nur um ein Krankheitsbild alter Menschen.

 

Wo kann Gelenkverschleiß auftreten?

Prinzipiell kann jedes Gelenk im Körper betroffen sein von Arthrose: Sprunggelenk, Ellenbogen oder Daumen beispielsweise. Sogar eine Arthrose im Kiefergelenk und „Arthrose-Zehen“ sind möglich. Am häufigsten kommt Gelenkverschleiß jedoch an den unteren Extremitäten und der Wirbelsäule vor. Hier müssen die Gelenke viel vom Körpergewicht tragen und verschleißen daher leichter. Von 25 Patienten mit Gelenkverschleiß haben statistisch gesehen 24 Arthrosen an den Bein- und Wirbelgelenken und nur einer leidet unter Gelenkverschleiß in anderen Körperregionen.

Häufiger auftretende Arthrosen sind:

  • Omarthrose: Gelenkverschleiß im Schultergelenk
  • Gonarthrose: Gelenkverschleiß im Kniegelenk
  • Sprunggelenksarthrose: Eine Arthrose im Sprunggelenk kann das untere (USG-Arthrose) oder das obere Sprunggelenk (OSG-Arthrose) betreffen.
  • Arthrose im Zeh: Häufig zeigt sich der Gelenkverschleiß im Großzehengrundgelenk (Hallux rigidus).
  • Kiefergelenksarthrose: Das Kiefergelenk ist das am meisten benutzte Gelenk im Körper und kann daher ebenfalls leichter überbelastet werden.
  • Iliosakralgelenksarthrose (ISG-Arthrose): Verschleiß im Gelenk zwischen Darmbeinschaufel und Kreuzbein
  • Arthrose im Finger: Beispiele sind der Gelenkverschleiß im Daumen (Rhizarthrose), in Fingerendgelenken (Heberden-Arthrose) oder Fingermittelgelenken (Bouchard-Arthrose)
  • Radiocarpalarthrose: Gelenkverschleiß im Handgelenk
  • Cubitalarthrose: Arthrose-Ellenbogen
  • Spondylarthrose: Verschleiß der kleinen Wirbelgelenke
  • Polyarthrose: Verschleiß in mehreren Gelenken zugleich

Wie kommt es zu Arthrose?

Bei der Arthrose kommt es zur zunehmenden Abnutzung (Verschleiß) von Gelenkknorpel. Das kann verschiedene Ursachen haben. Allen jedoch ist gemeinsam, dass das betroffene Gelenk längere Zeit über seine Belastbarkeit hinaus belastet wird – es entstehen Knorpelschäden. Da der Knorpel sich nicht von selbst wieder reparieren kann, verschleißt er.

Mit zunehmendem Alter kommt es bei jedem Mensch zum Gelenkverschleiß. Weitere mögliche Ursachen sind:

  • Überbelastung: etwa bei Übergewicht oder außergewöhnlich hoher Gelenkbelastung (zum Beispiel im Leistungssport oder bei der Arbeit mit dem Presslufthammer)
  • Fehlbelastung: beispielsweise durch Gelenkfehlstellungen wie O-Beine oder X-Beine
  • Stoffwechselerkrankungen wie Gicht (Ablagerung von Harnsäurekristallen in Gelenken begünstigt Knorpelschäden)
  • Verletzungen: zum Beispiel Knorpeltrauma (posttraumatische Arthrose) oder Knochenbrüche, die in Fehlstellung verheilen

Wie kommt es vom Knorpelschaden zur Arthrose?

Ein zerstörter Knorpel beeinträchtigt meistens die normale Gelenkfunktion. Normalerweise werden die einzelnen Bestandteile des Knorpels ständig erneuert. Defekte Knorpelzellen können dies aber nicht mehr leisten. Zusätzlich wird die Knorpelsubstanz durch angelockte Enzyme zersetzt. Der Knorpel verliert seine Festigkeit und Elastizität. Die Knorpelschicht wird dünner und kann unter Belastung leicht einreißen oder Spalten bilden. Wird das Gelenk weiterhin zu stark beansprucht, verändern sich mit der Zeit auch die Gelenkinnenhaut (Membrana synovialis), der Knochen und die Bänder krankhaft. Erst dann spricht man von einer Arthrose.

In den stärksten Belastungszonen verschwindet der Knorpelbelag schließlich ganz. Der Gelenkspalt verschmälert sich und die Gelenkknochen liegen frei (Knochenglatze). Um der ungewohnten Belastung Stand zu halten, verdichtet sich das Knochengewebe (subchondrale Sklerosierung). Zusätzlich bilden sich am Rand des Gelenks knöcherne Ausziehungen (Osteophyten). Dadurch verändert sich die gesamte Anatomie des Gelenks (Arthrosis deformans).

Der geschädigte Knorpel stellt keine dichte Abgrenzung zwischen dem Gelenkraum und dem Knochengewebe (Spongiosa) mehr da. Dadurch kann Gelenkflüssigkeit in die Knochenstruktur gelangen und einen Hohlraum im Knochen bilden (Geröllzyste). Im Gelenk sammeln sich Zellreste und Stoffwechselprodukte an. Dadurch entzündet sich die Gelenkhaut sehr leicht. Oft bildet sich auch ein Gelenkerguss. Ein bis dahin vielleicht sogar symptomloser Gelenkverschleiß verwandelt sich auf diese Weise in eine entzündliche (aktivierte) Arthrose.

Wie wird Arthrose diagnostiziert?

Ein Facharzt für Orthopädie ist in den allermeisten Fällen der richtige Ansprechpartner bei einer Arthrose. Kiefergelenk-Beschwerden kann hingegen ein Zahnarzt oder Kieferorthopäde gut beurteilen.

Zur Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) wird der Arzt zunächst ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten führen. Dabei kann er zum Beispiel folgende Fragen stellen:

  • Ist Ihr Gelenk durch ein Trauma oder eine Erkrankung vorbelastet?
  • Treten Ihre Schmerzen zu Beginn einer Bewegung auf oder nach längerer Belastung?
  • Bessern sich die Schmerzen unter Bewegung oder in Ruhe?
  • Kehren die Schmerzen in bestimmten Situationen gehäuft auf?

Körperliche Untersuchung

Auf die Anamnese folgt eine körperliche Untersuchung. Der Arzt beurteilt dabei die Gelenkstellung und -funktion. Er leitet den Patienten dazu an, wie dieser die Gelenke bewegen soll. Bei Beschwerden in den Beinen oder der Wirbelsäule fordert er den Patienten zum Beispiel auf, einige Schritte zu gehen. So kann er den Bewegungsablauf am besten beurteilen.

Außerdem wird der Arzt das betroffene Gelenk meistens selbst durchbewegen und den Bewegungsumfang untersuchen. Er testet darüber hinaus bestimmte Druckpunkte über dem Gelenkspalt, der Muskulatur und am Ansatz von Sehnen und Bändern. Bei einem ausgeprägten Krankheitsbild kann man mit der Hand oft ein feines Reiben oder sogar grobes Knirschen im Gelenk spüren (Krepitation).

 

Bildgebung

Bereits in frühen Krankheitsstadien kann man im Röntgenbild erkennen, dass der Gelenkspalt des betroffenen Gelenks sich verschmälert. Eine verdichtete Knochenstruktur unter dem Gelenkknorpel (subchondrale Sklerosierung) erscheint im Röntgenbild weißer. Knöcherne Anbauten (Osteophyten) stellen sich meistens ähnlich hell dar wie die Knochen selbst. Geröllzysten hingegen hinterlassen im Röntgenbild einen dunklen Hohlraum im hellen Knochen. Außerdem können Fehlstellungen oder Veränderungen der Knochenstruktur im Röntgenbild dargestellt werden.

Man muss allerdings bedenken, dass sichtbare Veränderungen im Röntgenbild keinen eindeutigen Rückschluss darauf, ob und wie stark der Patient unter Beschwerden leidet. Gravierende Zeichen in der Bildgebung können auch bei Patienten ohne Symptome gefunden werden.

Andererseits können Frühstadien im Röntgenbild übersehen werden. In unklaren Fällen wird daher teilweise eine Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) durchgeführt. Das sind bildgebende Verfahren, die viel genauer sind als eine Röntgenuntersuchung.

 

Prognose

Die häufigste Frage von Betroffenen lautet: „Ist Arthrose heilbar?“. Da sich der Gelenkknorpel höchstens bei Kindern wieder regenerieren kann, verschwindet keine Arthrose. Heilbar ist die Erkrankung also nicht. Eine Therapie sieht also lediglich vor, den Gelenkverschleiß zu minimieren. Spezieller Arthrose-Sport kann jedoch verhindern, dass die Erkrankung weiter fortschreitet.

Regelmäßige körperliche Bewegung kann außerdem dem Gelenkverschleiß vorbeugen. Besonders geeignet sind Sportarten, bei denen die Gelenke gleichmäßig belastet werden wie zum Beispiel Radfahren oder Schwimmen.

Außerdem lässt sich einer Arthrose vorbeugen, indem Gelenk-Fehlstellungen orthopädisch korrigiert werden und man Über- oder Unterbelastungen vermeidet. Eine wichtige Überbelastung entsteht zum Beispiel durch Übergewicht. Wer zu viel Gewicht auf die Waage bringt, sollte daher unter anderem seinen Gelenken und seiner Gesundheit zuliebe abnehmen.

Eine wichtige vorbeugende Maßnahme ist auch das Vermeiden von einseitigen Gelenkbelastungen, da diese einen Gelenkverschleiß fördern. Deshalb sollte man zum Beispiel regelmäßig zwischen sitzenden und stehenden Tätigkeiten abwechseln.

Ebenfalls einen Einfluss auf die Gelenkabnutzung hat das Schuhwerk: Bei vielen Frauen betrifft die Arthrose Zehengrundgelenk oder andere Fußgelenke, weil sie sehr oft ungeeignetes Schuhwerk (wie Schuhe mit hohen Absätzen) tragen.

* Dieser Text dient nur zur Orientierung! Es handelt sich nicht um eine Diagnose!