Schlaf – Warum wir schlafen und welche Schlafstadien es gibt

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Rund ein Drittel seines Lebens verbringt der Mensch mit Schlafen. Schlafen ist eine Notwendigkeit, wie Essen und Trinken und schon Arthur Schopenhauer hat festgestellt: „Der Schlaf ist für den Menschen, was das Aufziehen für die Uhr“. Als Schlaf wird der reversible Zustand der äußeren Ruhe beim Menschen bzw. bei allen Säugetieren bezeichnet. Es wird vermutet, dass nicht nur die Säugetiere, sondern alle Wirbeltiere schlafen, dazu gehören u.a. Säugetiere, Vögel und Fische. Beim Schlaf werden viele Körperfunktionen gedrosselt, die Körpertemperatur sinkt, der Blutdruck sinkt, Herzschlag und Puls verlangsamen sich. Während der äußeren Passivität des Schlafens laufen im Körperinnern verschiedene Prozesse auf Hochtouren. So werden im Gehirn die Eindrücke des Tages verarbeitet und Gelerntes wird verankert. Ähnlich wie nach einem Einkauf werden die Einzelteile in die verschiedenen Bereiche einsortiert. Außerdem werden das Immunsystem und der Stoffwechsel des Körpers angekurbelt.

Das Schlafbedürfnis ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich, es liegt normalerweise zwischen 6-8 Stunden. So schlief angeblich Napoleon nur 4 Stunden, während Albert Einstein ca. 12 Stunden täglich geschlafen haben soll. Die Schlafdauer ändert sich im Laufe des Lebens, Säuglinge schlafen ca. 16 Stunden, Jugendliche ca. 9 Stunden, Erwachsene um die 8 Stunden, mit dem Alter, ab ca. 50 Jahren, nimmt die Schlafdauer ab und liegt bei ca. 6 Stunden. Man vermutet, dass im Alter nicht die Schlafdauer, sondern die Schlafqualität sich vermindert. Die Wissenschaften, die sich mit dem Schlaf beschäftigen sind die Somnologie, die Wissenschaft vom Schlaf und auch die Chronobiologie, die sich mit den zeitlichen Gesetzmäßigkeiten im Ablauf von Lebensvorgängen beschäftigt. In der Chronobiologie wird der Schlaf-Wach-Rhythmus als circadianer Rhythmus bezeichnet.

Schlaf ist kein gleichbleibender Zustand, er lässt sich in unterschiedliche Phasen einteilen, die in einem wiederkehrenden Rhythmus ablaufen. Die Phasen werden von der Ausschüttung verschiedener Hormone und Transmitterstoffe im Gehirn eingeleitet. Während des Schlafs sind unterschiedliche Hirnareale aktiv.

Warum schläft man?

Der Schlaf des Menschen wird durch den Biorhythmus bestimmt, der an den Tag-Nacht-Wechsel gekoppelt ist. Niedere Tiere oder Insekten schlafen gar nicht, daher wird angenommen, dass der Schlaf erst im Laufe der Evolution „erfunden“ wurde. Höher entwickelte Wirbeltiere haben unterschiedliche Schlafenszeiten; wann sie schlafen und auch wie lange sie schlafen, hängt vom jeweiligen Lebensraum bzw. von der jeweiligen Nahrungsquelle ab. Bei länger anhaltender Schlaflosigkeit, lässt die kognitive Leistungsfähigkeit nach, man wird leichter reizbar, Gedächtnislücken und –verlust können auftreten, es kann zu Trunkenheitssymptomen kommen, das Immunsystem wird geschwächt u.v.m. Warum der Mensch schlafen muss, ist noch nicht endgültig geklärt, die Wissenschaft hat dafür verschiedene Erklärungsansätze:

  • das tagsüber Gelernte wird verarbeitet und dauerhaft gespeichert, sowohl körperliche als auch geistige Lernerfahrungen
  • Stärkung des Immunsystems
  • die Energiereserven werden wieder aufgefüllt
  • im Gehirn werden neue Neurotransmitter gebildet, die tagsüber verbraucht wurden
  • Stoffwechselprodukte werden abgebaut
  • die Zellreparatur läuft auf Hochtouren
  • Wachstumshormone werden vermehrt ausgeschüttet

Schlaftypen

Die Chronobiologie, die Wissenschaft von den zeitlichen Gesetzmäßigkeiten im Ablauf von Lebensvorgängen, hat festgestellt, dass unterschiedliche Schlaftypen existieren, Lerchen und Eulen. Als Lerchen werden die Frühaufsteher bezeichnet, diese Schläfer gehen früh ins Bett und stehen auch früh wieder auf. Die Eulen sind die Langschläfer, dieser Schlaftypus bleibt länger abends wach und steht dementsprechend auch später morgens auf. Von diesen beiden Typen lassen sich unterschiedliche Ausprägungen feststellen.

Die Schlafphasen

Der Biorhythmus wird im Wesentlichen von drei Hirnregionen bestimmt, von zwei Bereichen des Zwischenhirns, dem Thalamus und dem Hypothalamus und der Formatio reticularis, einem Netzwerk aus Nerven im Bereich des Hirnstamms. Ein Schlafzyklus besteht aus mehreren Schlafphasen. In einer Nacht durchläuft der Körper mehrere Schlafzyklen, ca. 4 – 7. Mit einer EEG (Elektroenzephalografie) lassen sich die verschiedenen Phasen unterscheiden, anhand der Veränderung der Wellenströme, die mit dem EEG sichtbar gemacht werden können. Der Schlafzyklus wird im Allgemeinen in 5 Stadien unterteilt:

  • Einschlafstadium
  • Leichtschlafstadium
  • 2 Tiefschlafstadien, sie unterscheiden sich im prozentualen Anteil der Deltawellen
  • REM-Schlaf (REM = rapid eye movements)

Einschlafstadium

Eingeleitet wird der Schlaf durch das Hormon Melatonin, das bei Lichtmangel von der Zirbeldrüse im Gehirn gebildet wird. Tagsüber wird die Produktion unterdrückt. Dieses Hormon sorgt dafür, dass wir müde werden, im Laufe der Nacht steigt die Konzentration des Hormons im Blut weiter an. Die Formatio reticularis schüttet die Neurotransmitter Noradrenalin, Acetycholin, Serotonin und GABA aus; die Aufmerksamkeit lässt nach und die Müdigkeit setzt ein. Vom Stadium des Einschlafens gelangt man sehr schnell über das Leichtschlafstadium in die erste Tiefschlafphase.

Leichtschlafstadium

Im Leichtschlaf kann der Schläfer leicht wieder aufgeweckt werden. Dieses Stadium ist eine Art Zwischenstadium, zwischen verschiedenen Phasen, es bildet den Übergang zwischen Einschlafen und Tiefschlaf, aber auch zwischen Tiefschlaf und REM-Schlaf und zwischen Tiefschlaf und Aufwachen.

Tiefschlafstadium

Die Schlaftiefe nimmt von den Stadien 1-4 immer weiter zu. In einer Tiefschlafphase ist es schwer den Schläfer aufzuwecken. Der Tiefschlaf ist eine Phase mit geringer Traumaktivität, es handelt sich um eine sogenannte Non-REM-Phase. In dieser Phase kann es zu Schlafwandeln und Sprechen im Schlaf kommen.

REM-Schlaf

Während dieser Phase ist das Gehirn besonders aktiv, im Gegensatz zur Muskulatur, die während dieser Zeit völlig entspannt ist, es kommt zu einer Muskelatonie, ausgenommen davon ist die Augenmuskulatur. Dieses Stadium ist gekennzeichnet durch die schnellen, richtungslosen Augenbewegungen. Atmung, Herzfrequenz und Puls sind in dieser Zeit erhöht, außerdem wird das Hormon Adrenalin vermehrt ausgeschüttet. Es ist die Zeit mit einer lebhaften Traumaktivität. Der Anteil der REM-Phasen nimmt im Laufe des Lebens ab, von ca. 50% beim Neugeborenen auf ca. 20% ungefähr ab dem 70. Lebensjahr.

Aufwachphase

Während des Schlafs wechseln sich Tiefschlaf, Leichtschlaf und REM-Schlaf ab. Mit zunehmender Schlafdauer werden die verschiedenen Phasen immer kürzer. In der Nacht sind die Tiefschlafphasen länger, gegen Morgen verlängern sich die REM-Phasen. Nach ca. 6 Stunden bereitet sich der Körper auf das Aufwachen vor, Blutdruck, Herzfrequenz und Temperatur steigen wieder, genau wie der Kortisolspiegel. Das Kortisol leitet die Aufwachphase ein. Mit Sonnenaufgang und der damit verbundenen Helligkeit wird die Bildung des „Schlafhormons“ Melatonin unterdrückt. Der Antagonist von Melatonin ist das Stresshormon Kortisol. Es wird vor allem bei Helligkeit, also am Morgen gebildet, gegen Abend nimmt die Produktion ab.

Die innere Uhr

Die Schlafphasen hängen mit dem Biorhythmus zusammen. Der Biorhythmus ist die innere Uhr des Menschen. Diese Uhr wird maßgeblich beeinflusst durch das Tageslicht, aber auch durch Klimafaktoren und soziale Einflüsse. Die biologische Uhr des Menschen läuft eigentlich in einem 25 Stundentakt. Wobei es im Körper nicht nur „eine biologische Uhr“ gibt, jede Zelle hat eine innere Uhr, jedes Organ folgt seinem eigenen Rhythmus. Als übergeordneter Taktgeber, der für die Synchronisation der verschiedenen Rhythmen sorgt, ist ein kleiner Bereich im Gehirn zuständig, der superchiasmatische Nukleus, kurz SCN. Über spezielle Rezeptoren im Auge, empfängt der SCN Lichtsignale und leitet diese Information an alle Organe weiter. Das Licht der Sonne sorgt dafür, dass die interne Uhr jedes Mal aufs Neue mit dem Tagesrhythmus synchronisiert wird.

Exkurs

Die Griechen und Römer hatten für den Schlaf eine eigene Gottheit, Hypnos (im röm. Somnus), ein Sohn der Göttin Nyx, der Nacht. Er wohnt mit seinem Bruder Thanatos, dem Tod, in der Unterwelt. Die Götter des Traums sind drei seiner Kinder: Morpheus, Phobetor und Phantasos.